Chlorgesänge

Ute Zill, Martina Schrey

Wir sind Schwimmerinnen. Wir waren beide mal im Schwimmverein, aber das ist lange her. Bis vor kurzem schwammen wir so wie die meisten – ab und zu, wenn es gerade passt. Doch dann entdeckten wir die Jahreskarte der Berliner Bäderbetriebe – und stellten fest: Berlin hat ja über 60 Schwimmbäder! Schnell stand fest: Die durchschwimmen wir alle! Und zwar in einem Jahr. Gesagt, getan. Was uns beim Bahnen ziehen durch den Kopf geht und warum wir meinen, dass schwimmen nicht nur überlebenswichtig, sondern ein großartiges Abenteuer ist – darum geht es hier! read less
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Folge 71: Wassertherapie
6d ago
Folge 71: Wassertherapie
Enja Kanzelmeyer ist Hörerin unseres Podcasts seit der ersten Folge - und deshalb hat die Physiotherapeutin aus Stade (on der Nähe von Hamburg) uns einfach mal angeschrieben. Denn auch in ihrem Beruf hat Enja immer ihre Leidenschaft zum Wasser und dem Schwimmen gepflegt, und davon wollte sie uns gern mal erzählen. Wir fanden das sehr interessant - und weil Enja sowieso regelmäßig in Berlin ist, um Tochter und Enkelkind zu besuchen, haben wir uns kurzerhand verabredet - und zwar im Kombibad Seestraße, wo Enja regelmäßig schwimmen geht, wenn sie in der Hauptstadt ist. Enja ist Aquafitness-Trainerin, Baby- und Kleinkindschwimmlehrerin und gibt für die Rheumaliga Funktionstrainingskurse im Wasser. Sie erzählt, dass Patienten, die zu ihr zur Manuellen Lymphdrainage kommen, sich oft von ihr anhören müssen, dass Bewegung im Wasser eine der tollsten Methoden ist, um ihre Wassereinlagerungen zu beheben. Viele Patienten habe sie dadurch zu regelmäßigen Schwimmer:innen gemacht. Aber natürlich gibt es auch Physiotherapie IM Wasser. Allerdings - in der ärztlichen Verordnung muss auf dem Rezept "Krankengymnastik im Bewegungsbad" stehen. Und längst nicht alle Physiotherapeuten wollen und können das, erzählt Enja. In der Ausbildung zum Physiotherapeuten sei dies ein Unterrichtsfach, das mit nur 10 Stunden abgedeckt wird. Sie selbst hat dieses Fach über mehrere Jahre an der Berufsfachschule für Physiotherapie in Stade unterrichtet. Die nötige Praxis hat sie: Neun Jahre war sie in einer Physiotherapie-Praxis mit Bewegungsbad tätig. Deswegen hat sie dort auch besonders gern gearbeitet. Sie ist genauso überzeugt wie wir davon, dass das Medium Wasser uns und unserem Körper gut tut! Ein "Wasserthema", über das wir auch kurz gesprochen haben, ist Wasser als Entspannungsmedium. Bewegen oder bewegt werden im ca. 35° warmen Wasser hat einen großartigen Einfluß nicht nur auf unseren Körper, sagt Enja, sondern auch auf unsere Psyche/Seele. Sie selbst hat früher in einem Verein in Leverkusen geschwommen, dann, wie die meisten, nur so ab und zu. Doch weil sie wegen eines Rückenproblems nicht mehr längere Strecken joggen konnte, hat sie den Schwimmsport wiederentdeckt - und erneut in einen Verein eingetreten: Den „Schwimmladies“ des Stader Schwimmvereins. Seit letztem Frühjahr ist sie auch ausgebildete Rettungsschwimmerin in Silber, damit eine Rettungskraft beim Vereinstraining präsent ist, die dann aber auch mitschwimmen darf. Diese Ausbildung zum Rettungsschwimmer sei von ihr und ihren Schwimmkolleg:innen vom Verein deutlich unterschätzt worden: „Wir sind alle sehr gute Schwimmer, aber die Prüfungsaufgaben, zu denen wir uns bis auf die Befreiungsgriffe nicht vorbereitet haben, haben wir deutlich unterschätzt!“ Seitdem habe sie großen Respekt vor allen Menschen, die das Rettungsschwimmen betreiben! Wir hatten ein sehr munteres Gespräch und Enja hat echt tolle Ideen und probiert vieles aus. Eine Idee muss sie uns unbedingt noch mitgeben: Liebesgeschichten, die unsere Hörer:innen zu erzählen/schreiben/berichten haben, die mit dem Schwimmen zu tun haben. Sie selbst hat ihren ersten Freund mit 15 Jahren im Schwimmverein kennengelernt. Er schwamm Brust, sie kraulte und es war eine erste zarte Liebe, die das Erwachsenwerden nicht überlebte. Vor 15 Jahren gab es ein Ehemaligentreffen des damaligen Schwimmvereins und die beiden sind sich wieder begegnet. Die Liebe flammte zwar nicht wieder auf, aber seitdem haben die beiden wieder losen Kontakt. Wir finden, das ist eine tolle Idee. Wer hat Lust, uns von seiner Schwimm-Liebesgeschichte zu erzählen??? https://heilmittelkatalog.de/massnahmen-der-physiotherapie https://www.drk.de/hilfe-in-deutschland/kurse-im-ueberblick/gesundheitskurs-wassergymnastik/  https://bez-hildesheim.dlrg.de/fileadmin/groups/8300000/DLRG_Quiz.pdf https://www.watsu.de/ https://www.youtube.com/watch?v=rZ8LylrPbPM  https://www.youtube.com/watch?v=7vOgAhdhXE4
Folge 70: Einmal sozial, immer sozial
Jun 5 2024
Folge 70: Einmal sozial, immer sozial
Schon die erste Begegnung unweit der Berliner Schwimmhalle Fischerinsel war herrlich: Ohne große Umstände ließ sich Katja Kipping auf dem nahe gelegenen Spielplatz gemeinsam mit uns auf einer Holzplattform nieder, ein bisschen so, als wollten wir jetzt ein Picknick machen. Dann noch schnell ein Selfie von uns dreien - und schon ging es los. Genauso unkompliziert wie ihre Zusage - Chlorgesänge? Kenn ich. Mach ich! - war dann auch unser Gespräch. Und unter Sportlerinnen waren wir dann auch gleich per Du. Denn bekannt ist die 46jährige zwar vor allem als engagierte Sozial- und Linkenpolitikerin - weniger bekannt aber ist, dass sie sich nach der (vorläufigen?) Beendigung ihrer Karriere verstärkt ihrer anderen Leidenschaft widmet - dem Schwimmen. Schon als Berliner Sozialsenatorin sei sie mindestens einmal die Woche schwimmen gegangen, erzählt sie uns, am liebsten ins Prinzenbad oder in die Schwimmhalle am Europasportpark. Als Gegenmittel zum vielen Sitzen. Um runterzukommen, sich zu bewegen. Bevorzugte Lage: Rückenschwimmen. Nach der Wiederholungswahl 2023 in Berlin schied Katja Kipping Ende April aus dem Senat aus - und lernte erstmal was Neues - Kraulschwimmen bei den Regenbogenforellen, leise lang und leicht (Chlorgesänge Folge 37). „Ich habe viele Vereine angeschrieben“, sagt sie, „und ich bin sehr froh, dass ich hier gelandet bin!“. Doch da es ihr offenbar widerstrebt, einfach nur was für sich selber zu tun, fing sie nicht nur ein Personalmanagement-Studium an, sondern machte im Herbst 2023 auch noch einen Rettungsschwimmerkurs, absolvierte Kurse zur Qualifikation als Schwimmtrainerin und erwarb die Trainerlizent im Breitensport. Vor allem das Tieftauchen mit den Füßen zuerst hatte es in sich, erzählt sie. Die wahre Herausforderung beim Rettungsschwimmkurs aber war, nach dem Schwimmen in Klamotten auf Zeit, im Wasser Hose und Jacke auszuziehen und dann auch noch weit über den Beckenrand zu werfen. „Weitwurf war noch nie meine Stärke, das sitzt fest im Kopf!“ Sie hat es geschafft, seitdem gibt sie nicht nur selber ehrenamtlich Kurse beim DLRG - sie unterrichtet auch einmal die Woche drei dritte Klassen beim Schul-Schwimmunterricht. Schwimmen können ist eben einfach überlebenswichtig, findet sie - und will ihren Teil dazu tun, dass Kinder schwimmen lernen. Und das ist nicht nur Ambition - ihre Augen leuchten, wenn sie erzählt, welchen Spaß sie daran hat, den acht- oder neunjährigen zu helfen, sich ans Wasser zu gewöhnen, ihre Angst zu überwinden, das Seepferdchen zu schaffen. Und dann wollten wir natürlich von ihr wissen: Becken oder Freiwasser? Sie mag beides. Und sie wünscht sich, dass es gerade noch viel mehr freie Zugänge zu Seen gibt. Weil hier jeder kostenlos schwimmen kann: „Wir brauchen einfach mehr Wasserfläche für alle!“ Und natürlich auch mehr Wassserzeiten in den Bädern für Schulen und Vereine, für private Gäste, für die DLRG. Schwierig in Berlin, wo trotz der über 60 Schwimmbäder alle um Wasserzeiten rangeln und oft einfach zu wenig Geld für die dringend notwenige Sanierung von Bädern da ist. Ihre Idee: Wenn nicht genug Geld vorhanden ist, um allen einen erschwinglichen Zugang zum Bad zu ermöglichen, sollten private Pools besteuert werden, um im Gegenzug die Bäderinfrastruktur für alle zu finanzieren. Sie selber geht weiterhin regelmäßig schwimmen, auch mal bei 12 Grad Wassertemperatur im Prinzenbad oder zum winterlichen Eisbaden im See. Was sie an Schwimmbädern mag: Dass sich hier Menschen aus allen Gesellschaftsschichten begegnen. Bikini oder Burkini - völlig egal. Jetzt aber muss sie los, in die Schwimmhalle Fischerinsel, zum DLRG-Kurs. Noch ein letztes Selfie, ein fröhliches Winken - Katja Kipping wird gebraucht und hat offensichtlich Spaß daran. https://de.wikipedia.org/wiki/Katja_Kipping https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/ex-linke-chefin-katja-kipping-ueber-burkini-und-fkk-im-prinzenbad-li.2194321 https://www.saechsische.de/politik/parteien/die-linke/fruehere-linkenchefin-bringt-berliner-kindern-das-schwimmen-bei-5962468.html https://www.instagram.com/katja.kipping/?hl=de https://de.linkedin.com/in/katja-kipping-1375b6269
Folge 69: Unser Mann für Olympia
May 29 2024
Folge 69: Unser Mann für Olympia
Diesmal waren wir beide ziemlich aufgeregt, auch wenn eine von uns das vermutlich vehement bestreiten würde. Nicht nur, dass wir das erste Mal die Schwimmhalle im Sportforum Hohenschönhausen betreten würden - wir hatten einen Termin mit Deutschlands bestem Rückenschwimmer! Und Ole Braunschweig ist wirklich beeindruckend. Weil der 26jährige zwar seit Jahren Bestzeiten, Siege und Rekorde nach Hause bringt, aber ansonsten ein überaus netter und bodenständiger Mensch ist. Das ist sicher auch das Besondere an ihm. Ole war nie der Überflieger, auch in der Sportschule nicht. Jedesmal musste er zittern, wenn die nächste Überprüfung anstand. War er gut genug, um an der Sportschule bleiben zu dürfen? Zum Glück gab es dann doch immer noch jemanden, der oder die sich für ihn einsetzte - Ole blieb. Obwohl ihm immer wieder attestiert wurde, dass es ihm eigentlich an Athletik fehle. Dass er nicht genug Talent habe. Und dann waren da noch die Verletzungen, die ihn immer wieder aus der Bahn warfen. Eine Scherbe im Knie. Dann der Kreuzbandriss. Das Pfeiffersche Drüsenfieber. Und natürlich Corona. Ole hat trotzdem immer weiter gemacht. Sein ADHS hat ihm dabei geholfen, sagt er. Im Tunnel zu sein und sich auf´s Schwimmen zu konzentrieren. Geholfen hat ihm sicher auch der Ansporn in der eigenen Familie. Sein Bruder, Malte Braunschweig, drei Jahre jünger - aber viel früher schon als Schwimmer erfolgreich. Er tritt bei den Paraschwimmern an, hat eine Dysmelie, eine Fehlbildung am Arm - und wird genauso wie Ole in diesem Sommer in Paris sein. Ole bei Olympia. Malte bei den Paralympics. Und weil das historisch einmalig ist, treten die beiden auch oft gemeinsam bei Interviews auf. Doch in dieser Folge soll es nur um Ole gehen. Der nicht nur schwimmt, sondern auch Aktivensprecher ist. Also andere Schwimmer und Schwimmerinnen vertritt, wenn es um ihre Rechte geht, darum, ob sie nicht doch an einem Wettkampf teilnehmen können. Um Trainingsbedingungen und vieles andere mehr: Er nehme eben kein Blatt vor den Mund, sagt Ole. Und trete gern für andere ein. Neben dem Sport studiert Ole noch - natürlich Sport. Und angewandte Trainingswissenschaft an der Deutschen Hochschule für Gesundheit und Sport (DHGS). Das hilft ihm auch beim eigenen Training. Was sein Ziel nach seiner Schwimmerkarriere ist, weiß er noch nicht. Vielleicht eine Ausbildung machen. Als Tischler zum Beispiel. Jetzt ist er erstmal froh, dass er so viele Schwimmerinnen und Schwimmer als Freunde hat. Da musss er sich nicht dauernd erklären, warum er ausgerechnet diesen Sport gewählt hat, ständig in der Bahn, täglich 5 Stunde 6 Tage die Woche, 1800 Kilometer im Jahr. Den anderen geht es ja genauso. Kein Wunder, dass er mit einem Schwimmer zusammenwohnt. Und seine beste Freundin eine Schwimm-Weltmeisterin ist. Wir wünschen ihm alle Gute für Olympia. Und werden seine Wetkämpfe auf jeden Fall mit fest gedrückten Daumen verfolgen! Ins Schwimmbecken im Sportforum haben wir übrigens auch mal einen Zeh reingestreckt, die können wir jetzt in die Liste unserer absolvierten Schwimmbäder aufnehmen. Ute war übrigens die erste … https://www.ole-braunschweig.de/ https://de.wikipedia.org/wiki/Ole_Braunschweig https://www.sueddeutsche.de/sport/schwimmen-ole-braunschweig-portraet-berlin-1.6281031 https://www.berlinerbaeder.de/baeder/detail/sportforum-hohenschoenhausen/ https://de.wikipedia.org/wiki/Dysmelie https://de.wikipedia.org/wiki/Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivit%C3%A4tsst%C3%B6rung
Folge 68: Durch´s Wasser flickern
May 22 2024
Folge 68: Durch´s Wasser flickern
Wir haben es endlich geschafft - und waren beim Unterwassehockey-Training! Genauer gesagt war nur eine von uns dabei, während die andere versucht hat, Unterwasser-FOTOS zu machen - aber immerhin waren wir beide im Wasser. Aber das Ganze ist eben doch anspruchsvoll: Alex Kootstra, gebürtiger Niederländer und seit 20 Jahren dabei, erklärt uns deshalb wirklich sehr geduldig, was es mit diesem Sport auf sich hat. Man braucht natürlich Hockeyschläger, die sind aber mitnichten so lang wie beim Hockey an Land, sondern messen höchstens 35 Zentimeter und sehen ein bisschen aus wie kleine Säbel. Damit „flickert“ man den rund anderthalb Kilo schweren Puck über den Beckenboden in Richtung gegnerisches Tor. Flickern heißt, dass der Puck mit einer Drehung des Handgelenks nach vorne geschleudert wird. Das erfordert einiges an Übung, kann man aber in ein, zwei Monaten lernen, meint Alex. Unterwasserhockey-Spieler:innen tragen Tauchermaske mit Schnorchel, Flossen, Mundschutz, die Hand mit dem Schläger steckt in einem mit Silikon verstärktem Handschuh, um Verletzungen zu vermeiden. Denn beim Kampf um den Puck könnte man sich sonst auch schon mal am Beckenboden die Hand aufschrammen oder gar im schlimmsten Fall den Finger brechen - obwohl es sich bei Unterwasserhockey eigentlich um einen kontaktlosen Sport handelt. Man darf also den Gegner weder schubsen noch an ihm zerren, aber ganz vermeiden lässt sich der Körperkontakt beim Kampf um den Puck eben nicht. Die Regeln sind schnell erklärt: Man braucht ein mindestens zwei Meter tiefes Becken, was mindestens 15 Meter lang ist, 2 Mannschaften mit je 6 Spielern und gespielt wird 2x15 Minuten. Ziel ist es, den Puck so oft wie möglich ins gegnerische Tor zu bringen. Drei Schwiedsrichter im und einer außerhalb des Wassers achten darauf, dass die Regeln auch eingehalten werden. Alle anderen achten darauf, möglichst lange unter Wasser die Luft anzuhalten. Besonders publikumsfreundlich ist dieser Sport allerdings nicht: Richtig spannend ist es nur, wenn die Zuschauer:innen selber unter Wasser sind. Insofern auch nicht wirklich verwunderlich, dass lediglich in zehn deutschen Städten Unterwasserhockey gespielt wird, sieben Clubs kämpfen um die deutsche Meisterschaft. Aber die Deutschen spielen beim Unterwasserhockey ohnehin keine große Rolle, in Europa sind vor allem die Franzosen und die Engländer weit vorn. Aber auch das ist nichts gegen Australien und Neuseeland - hier kann man Unterwasserhockey sogar als Wahlfach in der Schule belegen! Gespielt wird übrigens außer auf nationaler Ebene immer in gemischten Teams. In Berlin bei den Sporttauchern Berlin e.V. Was man dafür braucht: Spaß am Tauchen und Lust auf Spaß. Dann ist man hier bestimmt richtig! https://sporttaucher-berlin.de/unterwasser-hockey/ https://sporttaucher-berlin.de/media/ https://www.youtube.com/watch?v=-ylBLd3bQlc https://de.wikipedia.org/wiki/Unterwasserhockey https://www.youtube.com/watch?v=Z46c7vt9TME
Folge 67: Mehr Gewalt in Freibädern? Falsch!
May 15 2024
Folge 67: Mehr Gewalt in Freibädern? Falsch!
In Berlin hat die Freibadsaison begonnen - und damit auch mal wieder unzählige Debatten. Grund genug, dass wir uns diesmal mit Claudia Blankennagel treffen, sie arbeitet in der Abteilung Kommunikation der Berliner Bäderbetriebe. Und da ist einiges schief gelaufen, räumt sie gleich zu Beginn unseres Gesprächs ein. Denn dass sowohl im Kreuzberger Prinzenbad wie auch im Neuköllner Columbiabad wichtige Schwimmbecken noch bis Mitte/Ende Juni geschlossen bleiben, das hätte man auch schon mal bekannt geben können, BEVOR die Schwimmbäder Ende April/Anfang Mai geöffnet haben. War aber nicht so, und deshalb gab es vor allem im bevölkerungsreichen Kreuzberg jede Menge Unmut, weil die Badegäste zum einzig offenen Schwimmbecken durch diverse Bauzäune irren müssen und vor allem Kinder und Jugendliche komplett Neese sind. Kein Nichtschwimmer-, kein Plantschbecken und auch das zweite 50-Meter-Becken - geschlossen. Im nicht allzuweit entfernten Neuköllner Columbiabad sieht es nicht viel besser aus: Hier ist das einzige Sportbecken zu. Und damit stellt sich auch gar nicht erst die Frage, ob wohl der Sprungturm in dieser Saison wieder aufmacht … Wir finden es gut, dass Claudia gar nicht lange drumrumredet, dass das für alle Beteiligten extrem Mist ist. Die Bauarbeiten zogen sich nicht nur länger hin, die unterirdischen Rohre erwiesen sich aich als maroder als gedacht, an einer Stelle kam gleich auch noch die Betondecke runter und im Columbiabad lösten sich Fliesen im Becken - hat keiner so gewollt, ist aber trotzdem kein Spaß. Spaß verstehen Bäderbetriebe und Berliner Bäderbetriebe auch nicht, wenn es um das diesjährige Sicherheitskonzept in den Bädern geht. Ausweiskontrolle ohne Ausnahmen, höhere Zäune und Online-Tickets, dazu natürlich Verstärkung der Sicherheitskräfte in mindestens vier der 13 geöffneten Freibäder und ein Ampel-System auf der Webseite - 2,5 Millionen soll das Ganze kosten. Geld, das man auch gut für was anderes ausgeben könnte, zumal entgegen anderslautender Meldungen die Zahl der Straftaten in Berliner Freibädern sogar GESUNKEN ist! Von 512 Fällen im Jahr 2013 auf 285 Fälle 2022! Und anders als immer behauptet, gab es im Sommerbad am Insulaner in den letzten beiden Jahren genau EINEN Vorfall - und der war vor allem deshalb so spektakulär, weil die Wasserpistolenschlacht von so vielen Menschen gefilmt und ins Netz gestellt wurde. Neben den Ausweiskontrollen erhitzen vor allem die Online-Tickets die Gemüter, zumal es in einigen Bädern ab 10 Uhr keinen Ticket-Verkauf mehr geben wird. Was ist mit Kindern, die spontan ins Freibad wollen, aber kein Handy haben? Claudia verspricht Bei unserem Gespräch im windigen Sommerbad Wilmersdorf (Lochow), dass man sich das Ganze genau anschauen und gegebenenfalls auch nochmal nachsteuern wird. Einen Vorteil haben die Online-Tickets zumindest für Menschen wie uns - wir können, genauso wie zu Corona-Zeiten, die Tickets wieder ins Wallet laden - und brauchen so weder Handy noch Portemonnaie, sondern nur eine Smartwatch. Muss man sich allerdings auch erstmal leisten können - und wollen. https://www.berlinerbaeder.de/ https://www.tagesschau.de/faktenfinder/freibaeder-straftaten-100.html?fbclid=IwZXh0bgNhZW0CMTEAAR3JWGCcFJRHurZFaDxGky-fhdkWU0Z2t9EEJ7D6yVT7Oei2FU_l9L2JTjM_aem_AVs63dWPkE_mA7kTM3eusPhjqNuY0-hprrkgiCgT0_WpI2tcUItxPcbazzlFLdPSI8dc9W8xYw6SZsZWqSFfRcWT https://www.tagesspiegel.de/berlin/probleme-bei-sanierung-berliner-freibader-columbiabad-und-prinzenbad-erst-im-juni-fertig-11658068.html https://www.tagesspiegel.de/berlin/wasserpistolen-spritzerei-fuhrt-zu-massenschlagerei-in-berliner-freibad-4341313.html
Folge 66: Der Schwimmbadtourist
May 8 2024
Folge 66: Der Schwimmbadtourist
Diesmal treffen wir uns mit unserem Gast im Park - denn Philipp Reußner war an diesem kühlen Samstag schon schwimmen - im Kreuzberger Prinzenbad. Um 9 Uhr hatte er sich tatsächlich einen Platz in der Sportlerbahn erobert und danach erstmal den guten Kaffee auf der Schwimmbadterasse genossen. Über 100 Bäder hat der 34jährige Franke schon besucht. Viele in Deutschland, aber auch in England, Island, Ungarn oder Österreich. Und in Berlin fing alles an: Hier hat er während der Coronazeit eine Freundin besucht und genauso wie wir festgestellt: Berlin hat ja über 60 Schwimmbäder. Also hat er sich einen Slot gebucht - als erstes im Sommerbad am Olympiastadion. Später dann auch in der Finckensteinallee, im Stadtbad Mitte, in Lankwitz - und das hat ihm so viel Spaß gemacht, dass er nach seinem Berlin-Besuch auch woanders weitermachte. Wenn er nicht gerade in seinem Stammbad, im Nürnberger Südstadtbad schwimmt, schaut er, was es noch für Bäder zu entdecken gibt. Ganz besonders fasziniert ihn die Münchner Olympia-Schwimmhalle - "das Wasser ist hier besonders schnell und das Zelt-Dach einfach traumhaft" - aber auch historische Bäder wie das Wiener Amalien-Bad findet er beeindruckend - auch wegen der 33-Meter-Bahn. Und er war auch schon einmal in einem Freibad mit 100-Meter-Becken. Dafür brauchte er noch nicht einmal weit zu reisen - das Waldstrandbad Windsbach ist nur wenige Kilometer von Nürnberg entfernt. Am Anfang hat Philipp die Gelegenheit genutzt, schwimmen zu gehen, wenn er sowieso irgendwo war, in einer anderen Stadt, einem anderen Land. Mittlerweile macht er gezielt Reisen zu Schwimmbädern, in denen er gern abtauchen möchte - wie das Aquatics Center in London. Eine Stunde für 15 Euro - da hat er jede Minute doppelt genossen! Wichtig ist Philipp allerdings nicht nur architektonische Schönheit - er will in dem jeweiligen Bad auch richtig schwimmen können. Drei bis fünf Kilometer in einer Dreiviertelstunde bis Stunde, geleinte Bahnen müssen dann schon sein. Plantschen allein reicht ihm nicht, es müssen schon Meter gemacht werden. und das vier bis sieben Mal die Woche. Wichtig ist ihm immer, alle Leute im Blick zu haben, wer wie wendet, wer wann ausschert, damit es nicht zu Kollisionen kommt. Streit im Schwimmbad, darauf hat er gar keine Lust. Man muss und kann sich arrangieren, wenn alle mitmachen, davon ist er überzeugt. Auch wenn die Bahn mal voller ist. Wichtig ist dem Franken auch das Foto danach. Was nicht immer einfach ist, denn in vielen Bädern ist fotografieren nicht erlaubt. Aber Philipp will auch keine Menschen festhalten, sondern das jeweilige Schwimmbad in seiner ganzen Schönheit. Die Bilder hängen alle bei ihm zu Hause im Flur. So lange noch Platz ist, jedenfalls. Auf der Suche nach neuen Bädern recherchiert der Verkehrsingenieur im Netz oder bekommt auch Tipps aus seiner Insta-Community. Super findet er, wenn für das jeweilige Schwimmbad ein Bahn-Belegungsplan im Netz zu finden ist und er weiß, ob wirklich Platz ist. Das ist allerdings eher die Ausnahme. Sein 100. Schwimmbad war übrigens die Alster-Schwimmhalle in Hamburg. Und da hat er nach dem Schwimmen sogar noch gechillt - im Regenerationsbecken mit Blick von oben auf die Halle. Wir haben ihm übrigens das Berliner Strandbad Plötzensee empfohlen - denn da gibt es sogar geleinte Bahnen! https://www.instagram.com/schwimmbadtourist/ https://nuernbergbad.nuernberg.de/suedstadtbad/ https://www.olympiapark.de/de/der-olympiapark/parkuebersicht/olympia-schwimmhalle https://www.londonaquaticscentre.org/ https://www.waldstrandbad-windsbach.de/startseite https://strandbad.ploetzensee.de/
Folge 65: Draußen ist es doch am schönsten!
May 1 2024
Folge 65: Draußen ist es doch am schönsten!
Yeah - die Freibadsaison ist eröffnet! Das nutzen wir doch gleich für einen Besuch im legendären Kreuzberger Prinzenbad! Am Eingang, natürlich - Ausweiskontrolle, Taschenkontrolle. Dann aber rein ins Vergnügen! Vergnügen? Nicht wirklich. Leidglich eins der beiden 50-Meter-Becken ist geöffnet, Plantschbecken, Nichtschwimmerbecken - alles umzäunt und nicht benutzbar. Kein Wunder, dass wir an diesem herrlichen Spätfrühlingstag draußen noch Platz für unsere Räder gefunden haben - das Schwimmvergnügen ist ausgesprochen begrenzt. Und das ist ganz wörtlich gemeint: Im einzig verbliebenen Becken ist es so voll, dass allenfalls ein paar lockere Freizeit-Schwimmbewegungen möglich sind, am besten mit dem Kopf ÜBER Wasser. Diverse unverdrossene Sportschwimmer ziehen zwar unbeirrt in den vier abgetrennten Bahnen neben dem offenen Bereich ihre Runden, aber auch sie kommen schnell an ihre Grenzen. Oder besser - an die Grenzen der anderen. Doch vor allem Kreuzberger Kinder und Jugendliche sind hier echt verraten und verkauft: Zum Toben und Springen und Spaß haben ist im Kreuzberger Prinzenbad einfach überhaupt kein Platz mehr! Und die Außenduschen funktionieren leider auch nicht … Wie lange die Sanierungsarbeiten noch andauern werden, ist unklar. Da bleibt nur der Weg in die Pommesbude - die zumindest funktioniert wie eh und je und die Pommes sind wie jedes Jahr ausgesprochen lecker. Natürlich werden in den nächsten Tagen und Wochen in Berlin immer mehr Freibäder öffnen - aber auch hier fällt auf: Viele sind im Mai nur zwischen 10 und 18:30 Uhr zugängig - für Berufstätige nicht wirklich optimal. Die beiden Kombibäder in Spandau und Mariendorf bleiben gleich ganz geschlossen. Mal sehen, wie gut das neue Sicherheitskonzept funktioniert, das die Berliner Bäder am 6. Mai vorstellen wollen, wenn sich so viele Menschen immer weniger Bäder und Wasserzeiten teilen müssen. Immerhin hatte eine von uns schon ein herrliches Schwimmerlebnis im Sommerbad am Olympiastadion und kann außerdem von wunderbaren Schwimmbädern im Ausland berichten. Und ein paar Wochen sind ja auch noch einige Berliner Hallenbäder geöffnet. Allerdings - wer einmal wieder unter freiem Himmel unterwegs war, der möchte nur ungern wieder nach drinnen. https://www.tagesspiegel.de/berlin/ich-brauche-ein-paar-bahnen-am-morgen-im-berliner-prinzenbad-hat-der-sommer-begonnen-11597078.html https://www.berlinerbaeder.de/news/detail/sommersaison-2024-starttermine-der-sommerbaeder/
Folge 64: Die Macherin
Apr 24 2024
Folge 64: Die Macherin
Vor einigen Jahren hätte sich Heike Witte kaum vorstellen können, dass sie eines Tages für´s Schwimmen ihren Job an den Nagel hängen würde. Doch dann ist es genau so gekommen - und ihr strahlendes Gesicht an diesem Sonntagmittag im Strandbad Tegeler See macht klar, dass ihr nichts Schöneres hätte passieren können. Angefangen hat alles damit, dass die Veranstaltungsmanagerin 2014 begann, sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe zu engagieren. Damals überlegte sie, welche Integrationsmöglichkeiten es für diese Menschen hier geben könnte und las durch Zufall, dass überall Rettungsschwimmer gesucht werden. Das ist doch vielleicht eine Idee für Menschen, die selber oft unter widrigsten Umständen übers Meer nach Europa gekommen sind, dachte sie sich. Die Rettungsschwimmerausbildung kann in Deutschland nämlich jeder machen, egal, welchen Aufenthaltsstatus er oder sie hat - und sie ist dann international gültig. Zunächst suchte Heike einen Ausbildungsplatz für zwei junge Syrer. Als die dann ihren Rettungsschwimmer erfolgreich bestanden hatten, wandte sie sich an den Berliner Verein TV Waidmannslust - und stieß auf ein ganz großes, offenes Ohr: Die Schwimmabteilung im Verein war kurz vor dem Ende, man fand einfach keine Rettungsschwimmer mehr - die beiden jungen Männer waren hochwillkommen. Und mit den Männern kamen auch wieder Kinder in den Verein - Kinder aus Flüchtlingsheimen, die unbedingt schwimmen lernen wollten. Das war der Anfang. Es sprach sich rum. Noch mehr Männer aus den Flüchtlingsunterkünften wollten Rettungsschwimmer werden - mussten zum Teil aber erstmal selber schwimmen lernen. Und dann waren plötzlich auch geflüchtete Frauen interessiert, schwimmen zu lernen - allerdings nur, wenn Heike ihnen das beibringt. "Das war eine Katastrophe", erzählt Heike lachend - denn sie hatte weder einen Rettungs- oder Trainerschein, noch konnte sie die Sprache der Frauen. Sie hat es trotzdem gemacht. Der Deal: Nur im flachen Wasser und ein Rettungsschwimmer, der zuschaut, muss immer dabei sein! Die Frauen haben es geschafft - und Heike auch. Mittlerweile hat sie längst ihren Rettungsschwimmer und ihren Trainerschein und macht das Ganze hauptberuflich. Am liebsten im Strandbad Tegeler See, an ihrer Seite: Rettungsschwimmer und Rettungsschwimmerinnen mit Flüchtlingshintergrund. Sie bringen jedem das Schwimmen bei, der oder die das lernen will. Und am Wochenende - wenn es nicht allzu voll ist - sogar umsonst. Auch Camps organisiert Heike hier im Sommer. Und ab Mai aktiviert sie ihren Tiktok-Schwimm-Kanal, wo sie "ohne viel blabla" erklärt, wie das funktioniert mit dem Schwimmen: frauheike_online Für Heike sind geflüchtete Menschen die besten Rettungsschwimmer, sagt sie - denn sie wissen, wie gefährlich Wasser ist. Alle haben unmittelbare Erfahrungen damit gemacht, zum Teil Menschen aus der eigenen Familie verloren und wissen, was täglich im Mittelmeer passiert. Was sie weiterhin sucht, sind Menschen, die Lust haben, auch als Schwimmtrainer:in zu arbeiten: "Einfach ein cooler Beruf!" Wer Lust und Zeit hat, kann sich gern bei ihr melden: ⁠wasserlage@gmail.com⁠ https://tv-waidmannslust.de/sportarten/schwimmen/ https://seeee.de/
Folge 63: Freunde auf dem Wasser
Apr 17 2024
Folge 63: Freunde auf dem Wasser
Man muss es wollen - das wird an diesem Spätnachmittag im April sehr schnell klar. Es ist noch ziemlich frisch draußen auf der Insel Eiswerder im Berliner Bezirk Spandau, aber vor allem die Wassertemperaturen von etwa 14 Grad lassen einen schon beim Gedanken daran erschauern. Lina Pomorin und Torben Günzel aber freuen sich. Die beiden spielen Kanupolo bei den Havelbrüdern, korrekt heißt der Verein KSV Havelbrüder e.V. - im Kanupolo einer der besten Vereine Deutschlands. Die Winterpause ist gerade wieder vorbei, also - Neoprenhosen und -T-shirt an, Schwimmweste drüber, Helm auf, Kanu ins Wasser - und los geht´s! Wir dürfen auch gern mit, bieten sie uns an, aber uns ist schon nach Sekunden klar - das kann nur peinlich enden. Vielleicht würden wir im Einer-Kanu nicht gleich umkippen, aber dann auch noch Paddel und Ball und Gegner:innen - da schauen wir lieber zu! Kanupolo ist ein rauer Sport. Hier greift man sich gegenseitig mit Booten an, um dem anderen den Ball abzuluchsen. Den wirft oder hält man mit den Händen oder den Paddeln. Der Gegner wird mit dem Boot attackiert, man darf ihn mit den Händen aber auch umschubsen. Die Eskimorolle sollte man also drauf haben! Trotzdem verletzt man sich kaum, erzählen Lina und Torben, vielleicht mal ein verstauchter Finger, das war´s aber auch schon. Aber: Es braucht Athletik, Kraft und Technik! Und schwimmen können muss man natürlich auch. Alle paar Minuten schöpfen die Spielerinnen und Spieler Wasser aus ihrem Boot. Kalt ist ihnen trotzdem nicht, während sie mit ihren Booten durchs Wasser cruisen. Man merkt: Hier sind Freunde unterwegs, die viel Spaß haben bei ihrem Sport. Allein drei Geschwisterpaare sind seit Jahren bei den Havelbrüder-Männern, die im letzten Jahr wieder einmal deutscher Meister geworden sind. Torben spielt bereits in der 3. Generation Kanupolo, sein Großvater war bereits Spieler und Trainer, sein Vater coacht die Mannschaft. Und mit René Kirchhoff, der seit seiner Kindheit bei den Havelbrüdern spielt, haben sie sogar den besten Kanupolo-Torwart der Welt! Auch die Frauen spielen in diesem Jahr wieder Bundesliga, sogar eine Europameisterin spielt hier im Kader. Doch mit dem weiblichen Nachwuchs gibt es ein Problem, seufzt Lina: Bei einem Girls Day, den sie mal gemacht haben, blieb am Ende nur ein Mädchen beim Verein - aber acht Jungen! Doch auch für sie sind die Hürden hoch. Nicht nur, weil es eine ganze Weile dauert, bis man Kanupolo beherrscht, wenn man nicht gerade wie Torben quasi im Boot geboren wurde. Der Sport ist teuer. Ein Boot kostet schon mal 2500 bis 3000 Euro, Paddel dann auch nochmal 300 Euro, der Helm ungefähr genauso viel, hinzu kommen Kleidung, Wasserschuhe und einiges mehr. Und Kanupolo ist zeitintensiv: Man muss nicht nur regelmäßig bis zu fünf Mal die Woche trainieren, man ist auch ständig unterwegs. Zwar wird die Bundesliga nicht wie beim Fußball wöchentlich sondern in Form von Turnieren gespielt - aber dafür muss man dann ganz schön weit fahren. Trotzdem - Lina und Torben möchten es nicht missen. Sie genießen es, auf dem zauberhaften Gelände ihres Vereins zu sein. Und wenn sie grad nicht auf dem Wasser sind, dann wird halt gegrillt, die Boote gepflegt oder einfach nur gechillt. Man muss diesen Sport lieben - die beiden tun es auf jeden Fall! https://ksvh.de/ https://de.wikipedia.org/wiki/Kanupolo https://www.ardmediathek.de/video/mittagsmagazin/kontaktaktiver-sport-deutschland-dominiert-kanupolo/das-erste/Y3JpZDovL3Nwb3J0c2NoYXUuZGUvNTI3MWYzNTgtN2QwZC00Y2E5LTg5ZmMtNjMzYTBlYzEyZmY0
Folge 62: Der Netzwerker
Apr 10 2024
Folge 62: Der Netzwerker
Diesmal haben wir uns mal wieder sehr früh auf den Weg gemacht - und treffen um 7 Uhr morgens den Mann, dessen Verband in Berlin in punkto Schwimmen alles zusammenhält: Manuel Kopitz, seit immerhin schon 25 Jahren Geschäftsführer des Berliner Schwimmverbands (BSV). Der BSV kümmert sich um zahlreiche Bereiche, nicht nur ums Schwimmen, sondern auch um Wasserball, Wasserspringen, Paraschwimmen, Synchronschwimmen, Schulschwimmen, um den Leistungs - und den Breitensport, um Vereine, Trainerausbildungen, ums Ehrenamt und vieles andere mehr. Gerade das mache die Arbeit so spannend, sagt Manuel Kopitz, während wir uns fragen, wie man das alles unter einen Hut bringen kann. Martin Kopitz war früher selber Leistungsschwimmer, war auf einer Sportschule und hat danach BWL, Sport und Management in Leipzig studiert und nebenbei auch seine Trainerlizenz erworben. Er weiß also, wovon er spricht, wenn es ums Schwimmen geht - und sieht eine seiner Hauptaufgaben darin, die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt zusammenzubringen, damit was vorangeht. Zusammen mit Henrick Fritz hat er die Schwimmlernkonzeption "swim to go" entwickelt, einen Leitfaden für Schwimmlehrer:innen, der genau aufdröselt, welche Schritte man bei der Schwimmausbildung gehen sollte - je nachdem, ob man den Menschen als Erstes Brustschwimmen oder Kraul-/Rückenschwimmen beibringt. Vor allem aber beschäftigt Manuel Kopitz, wie man das Schwimmen in Berlin für alle gut möglich machen kann - egal, ob es sich um Anfänger, Hobbyschwimmer:innen oder Profis handelt. Denn sie alle brauchen Wasserflächen - und die sind bekanntlich knapp in Berlin, obwohl es hier so viele Schwimmbäder gibt. Aber eben auch sehr viele Menschen, die sie auf unterschiedliche Art und Weise nutzen wollen. Mindestens 50 Prozent der Wasserfläche muss für die Öffentlichkeit vorgehalten werden, so sieht es die Nutzungssatzung der Berliner Bäderbetriebe vor. Und deshalb muss gerechnet und verhandelt werden, wann denn die Vereine und Schulen reindürfen. Und welche Fläche sie dann nutzen können. Und das ist ausgesprochen schwierig. Manuel Kopitz hat ein plastisches Beispiel parat: "Sie wissen, es gibt Bäder mit 25-Meter-Becken und Bäder mit 50-Meter-Becken. Man kann sagen, eine 25-Meter-Bahn ist mit 7 Schwimmer:innen gut ausgelastet. Das heißt aber nicht, dass auf einer 50-Meter-Bahn 14 Menschen schwimmen können!" Kein Wunder, dass 50-Meter-Becken in Berlin sehr oft geteilt werden. Und dann gibt es in Schwimmhallen immer die Schokoladenzeit, erzählt Kopitz - nämlich dann, wenn alle wollen: Die Vereine dürfen erst ab 16 Uhr in die Bäder - dann will aber auch die breite Öffentlichkeit gern ins Wasser. "Die Zeit zwischen 16 und 18 Uhr könnten wir drei- bis vierfach belegen!", sagt Kopitz. Weiteres Problem: Rettungsschwimmer:innen dürfen in Berlin, anders als beispielsweise in NRW, nur vom DLRG ausgebildet werden. Ein Nadelöhr. Zu wenig Ausbilder:innen, zu wenig Plätze. Dürften Vereine Rettungsschwimmer:innen ausbilden, gäbe es vermutlich sehr viel mehr. In Freiwasserschwimmen und -wettkämpfe wie im Strandbad Plötzensee wird der Berliner Schwimmverband auf jeden Fall weiter investieren. Und auch der Leistungssport bleibt extrem wichtig. So früh wie möglich sollen Schwimmer:innen gesichtet werden, um sie dann im Schul- und Leistungssportzentrum Hohenschönhausen weiter zu fördern. Allerdings - auch hier gibt es Engpässe. Denn im Hochleistungssport ist eine 50-Meter-Bahn mit zwei Schwimmer:innen schon gut belegt. Mit seinen 70 Vereinen und fast 30.000 Mitgliedern stößt der Berliner Schwimmverband angesichts der vorhandenen Wasserflächen immer wieder an seine Grenzen. Trotzdem - wir haben mal wieder viel gelernt. Dass es im Stadtbad Mitte eine Strömung gibt, weshalb die Synchronschwimmer:innen hier nicht gut trainieren können. Dass man beim Schwimmen lernen auch mit Delphin anfangen kann. Und dass es demnächst Wassergewöhnungskurse auch in Berliner Kitas geben soll. https://www.berliner-schwimm-verband.de/
Folge 61: Mit ihm trauen sich alle ins Wasser
Apr 3 2024
Folge 61: Mit ihm trauen sich alle ins Wasser
Heute sprechen wir mit einem Schwimmer, der uns schon vorher, währenddessen und auch danach außerordentlich beeindruckt hat: Mohammad Shaban ist Syrer und lebt seit 2016 in Deutschland. Während seiner Flucht, im Schlauchboot zwischen der Türkei und Griechenland, hat er etwas gesehen, was er nie vergessen wird und was fortan der wichtigste Antrieb seines Handelns werden soll - die Angst in den Augen der anderen Insassen. Weil sie nicht schwimmen können. Nicht wissen, ob sie den Weg über das offene Meer überleben werden. Darunter auch sein bester Freund. Mohammad selbst hat mit vier Jahren das Schwimmen gelernt, sein Vater hat es ihm damals beigebracht. Während der Fahrt mit dem Schlauchboot nimmt er sich vor: Ich will in Zukunft anderen Menschen das Schwimmen beibringen. Damit sie niemals solch eine Angst vorm Wasser haben müssen! Doch erstmal landet Mohammad in Augsburg, lernt deutsch, freundet sich mit einer Augsburger Familie an, die ihm beibringt, wie die Deutschen so ticken und was alles wichtig ist in Sachen deutscher Kultur und deutscher Mentalität. Doch dann hört er eines Tages von dem bundesweit einzigartigen Berliner Projekt SPORTBUNT. Menschen mit Fluchthintergrund können hier einen Trainerschein machen, auch einen Schwimmtrainerschein. Für Mohammad ist klar: Das will er machen, er muss nach Berlin. Also verlässt er 2019 Augsburg, zieht in die Hauptstadt, lebt zunächst mit mehreren Menschen in einem Zimmer, zieht von Unterkunft zu WG, bis er eines Tages tatsächlich eine kleine Wohnung findet. Viel wichtiger ist für ihn ohnehin etwas anderes: Anderen Menschen das Schwimmen beibringen. Durch SPORTBUNT macht er seinen Trainerschein, wird zudem Rettungsschwimmer und arbeitet bald darauf in einem der zu Coronazeiten eingerichteten Schulschwimmzentren. Alle, die ihn dort bei seiner Arbeit mit den Kindern beobachten, geraten sofort ins Schwärmen - denn der 35jährige Syrer hat eine ganz besondere Gabe: Er kann den Kindern die Angst nehmen. Mit Mohammad trauen sich alle ins Wasser. Weil er den Kindern auf Augenhöhe begegnet. Und manchmal auch, weil er ihre Sprache spricht. Die deutsche Sprache hat er durchs Schwimmen auch noch viel besser gelernt - wenn ihm auch Worte wie "Seepferdchen" oder "Poolnudel" erst einmal ein ziemliches Rätsel waren. Manchmal tauscht er mit den Kindern auch die Rolle - und er ist der Schüler, der noch besser deutsch lernen will und die Kinder seine Lehrer. Mittlerweile ist Mohammad selbst Trainerschein-Ausbilder und angestellt beim Berliner Schwimmverband. Sein Traum ist es, eines Tages als Schwimmlehrer an einer Schule angestellt zu sein. Und was ihn besonders freut: Alle Menschen auf dem Schlauchboot damals haben überlebt. Sein Freund besucht ihn mittlerweile regelmäßig in Berlin. Und dann gehen sie gemeinsam schwimmen.
Folge 60: Tausendmal und mehr
Mar 27 2024
Folge 60: Tausendmal und mehr
Sie wollte an 1000 Tagen hintereinander schwimmen gehen - mittlerweile sind es weit mehr geworden. Für Petra Hünnebeck ist ein Tag nicht mehr vorstellbar, an dem sie nicht wenigstens einmal im Wasser war. See oder Becken - fast egal. Aber eben dann doch nicht ganz. Denn obwohl ihr der See anfangs nicht sonderlich geheuer war - was zumindest eine von uns sehr gut nachvollziehen kann - ist Petra mittlerweile lieber in offenen Gewässern unterwegs. Hier erlebt sie traumhafte Sonnenuntergänge, angriffslustige Schwäne oder schneebedeckte Ufer - Erfahrungen, die sie jeden Tag auf Instagram teilt. Aufenommen mit einer GoPro, die sie an einer Boje hinter sich herzieht - eine Idee, die sie von einem bayrischen Anästhesisten übernommen hat. "Der war genauso verrückt wie ich!" Ihr Auto ist eine fahrende Umkleidekabine mit unzähligen Badeanzügen, Bikinis, Badekappen, Schwimmbrillen und Handtüchern, sodass sie jederzeit abtauchen kann. Am liebsten morgens früh, wenn es langsam hell wird. Eisschwimmen hat es ihr seit Corona besonders angetan. Dann will sie aber nicht in erster Linie Strecke machen - sondern vor allem das Wasser genießen. Ansonsten legt sie aber auch mal 12 bis 15 Kilometer zurück - mit Lust auf mehr. Dazu gehört für sie auch ein Trainingsprogramm - "sonst komme ich ja nicht weiter!", das sie aber meist in der Halle absolviert. Immer so, dass die Lehrerin rechtzeitig zum Unterricht wieder trocken ist - ihre Schüler:innen und Kolleg:innen kennen das schon, dass sie morgens immer mit nassen Haaren kommt. Für ihre Sicherheit im See sorgt sie, in dem sie immer am Ufer entlang schwimmt - "sodass ich mich ohne Probleme retten kann". Und auch wenn sie es immer noch nicht schön findet, wenn Wasserpflanzen oder anderes Grünzeug ihren Körper berühren - sie hat sich daran gewöhnt. "Und Schlingpflanzen gibt es in Deutschland nicht!" Die 1000 Tage hat sie mittlerweile längst überschritten - aufhören will die 55jährige deshalb aber noch lange nicht. Im Gegenteil: Sie hat schon ihre nächsten Ziele vor Augen: Eine mehr als 30 Kilometer lange Strecke im Sommer zum Beispiel - oder auch mal alle über 60 Berliner Bäder durchschwimmen. https://www.instagram.com/peti.goes.swim/
Folge 59: Schwimmen ist bunt
Mar 20 2024
Folge 59: Schwimmen ist bunt
Sport für Menschen mit Fluchterfahrung - das ist die Mission von Sandra Kilbert und ihrem Team bei SPORTBUNT. Im Rahmen des Berliner Masterplans Integration und Sicherheit, so heißt es auf ihrer Webseite, soll mit dem Projekt „SPORTBUNT – Vereine leben Vielfalt“ die Integration im und durch Sport ermöglicht werden. Und natürlich werden hier auch Schwimmlehrer:innen ausgebildet - im aktuellen Jahrgang immerhin 20 Menschen, 12 Männer und 8 Frauen. Ausgebildet werden sie zu Schulschwimmtrainer:innen - eine Initiative, die infolge von Corona 2021 entstanden ist. Weil die Zahl der Kinder, die nicht schwimmen konnten, in dieser Zeit rapide angestiegen ist, wurden so genannte Schulschwimm-Zentren in Berlin gegründet. Und die bei SPORTBUNT ausgebildeten Schwimmtrainer:innen mit Fluchterfahrung unterstützen dort die Lehrerinnen und Lehrer dabei, den Kindern das Schwimmen beizubringen. Menschen zu finden, die Lust dazu haben, sei überhaupt nicht schwierig, erzählt Sandra. SPORTBUNT hat bereits seit 2017 fast 300 Menschen mit Fluchterfahrung zu Übungsleitern mit C-Lizenz im Breitensport aus, das ist für alle die Basis. Und dann kann man sich weiterqualifizieren - zum Beispiel zum Schulschwimmtrainer. Es gibt allerdings auch so genannte Quereinsteiger - die gleich die Ausbildung zum Schwimmtrainer machen. Weil sie beispielsweise schon in ihrer Heimat als Schwimmlehrer gearbeitet haben oder dort geschwommen sind. SPORTBUNT geht auch in die Unterkünfte, um gezielt nach Interessierten zu suchen oder macht Veranstaltungen, wie beispielsweise das jährliche Sportfest der Willkommensklassen. Wer Schulschwimmtrainer:in werden will, muss allerdings sehr gute Sprachkenntnisse haben, denn eine Übersetzung gibt es bei der Ausbildung nicht. Trotzdem ist das Interesse der Geflüchteten mittlerweile so groß, dass es Wartelisten gibt. Sie kommen aus dem Libanon, Syrien, der Ukraine, Afghanistan, Nigeria und aus vielen Ländern mehr - und alle sind in den Jahren seit 2015 nach Deutschland gekommen. Manche sind erst seit 6 Monaten hier, andere schon acht Jahre. Für die Vereine und Schulschwimmzentren ein großer Gewinn! Denn viele Kinder, die traumatische Erfahrungen hinter sich haben, tun sich leichter ins Wasser zu gehen, wenn der Trainer oder die Trainerin ihre Muttersprache spricht. Ziel der Ausbildungen bei SPORTBUNT ist möglichst eine Festanstellung. In einem Schulschwimmzentrum, bei den Berliner Bäderbetrieben oder einem Verein, je nach Bedarf und Möglichkeiten. Von den rund 60 bislang ausgebildeten Schwimmtrainer:innen sind 5 fest bei den Berliner Bäderbetrieben angestellt worden, andere wurden an Schulen angestellt oder arbeiten in Vereinen. SPORTBUNT hilft Menschen mit Fluchterfahrung übrigens auch bei der Suche nach einem passenden Verein, wenn sie einfach nur Sport machen wollen - und zwar egal in welcher Sportart.. Gefördert wird SPORTBUNT vom Berliner Senat. Entstanden ist die Idee 2015, als sehr viele Flüchtlinge nach Deutschland kamen. Und das nächste Sportfest für Berliner Willkommensklassen findet voraussichtlich am 9. Juli statt. https://sportbunt.de/ https://sportbunt.de/fuer-gefluechtete/sportangebote/details/angebot/show/schwimmen/ https://sportbunt.de/fuer-gefluechtete/ausbildung-zumr-schwimm-trainerin-fuer-schulkinder/ https://sportbunt.de/de/aktuelles/news/details/artikel/sportfest-fuer-willkommensklassen-der-berliner-schulen/ https://www.lsb-berlin.de/
Folge 58: Weltmeister im Luftanhalten
Mar 13 2024
Folge 58: Weltmeister im Luftanhalten
Die Seepferdchen-Prüfung hat Daniel Weißhoff als Kind nicht auf Anhieb geschafft. Nicht, weil er nicht schwimmen konnte. Sondern weil er schon damals den Kopf lieber unter Wasser hielt. Als Grundschüler tauchte er 38 Meter ohne Flossen, als Jugendlicher dann sogar 83 Meter. Heute kann er über sechseinhalb Minuten ohne Luft zu holen unter Wasser bleiben - und im Januar 2024 stellte er einen neuen Weltrekord auf: Beim Freedive Everesting in Siegburg tauchte Daniel Weißhoff 222mal 20 Meter tief runter und wieder rauf - und schaffte so unter 13 Stunden eine Strecke von 8880 Metern! Wir halten auch schon die Luft an vor lauter Ehrfurcht. Aber der Vater von drei Kindern ist ein total netter Typ. Bis Mitte 20 habe er keine Ahnung davon gehabt, erzählt er, dass Apnoe-Tauchen - auch Free-Diving genannt - eine eigene Sportart ist und er offenbar ein ganz besonderes Talent dafür hat. Davor hat er schwimmerischen Fünfkampf gemacht, also 100 Meter, 2x50 Meter, 25 Meter Tauchen und zwei Kunstsprünge vom Einer oder Dreier. Aber die Trainingsgruppe löste sich auf und Daniel entschloss sich, das zu tun, was ihm am meisten Spaß macht - und trat in den Berliner Tauchsportclub ein. Am Anfang tauchte er vor allem im Pool. Mittlerweile liebt er es, so lange wie möglich am Grund eines Sees auszuharren. Die Stille. Die Dunkelheit. Einfach nur für sich sein. Und dabei gleichzeitig zu wissen, dass er noch lange genug die Luft anhalten kann, um in aller Ruhe wieder an die Oberfläche zurücktauchen zu können. Ganz ungefährlich ist das nicht. Der Druckausgleich muss geübt sein, damit die Lunge nicht kollabiert. Daniels Erfahrung: Je ruhiger er wird, desto besser ist seine Leistung. Und damit wir uns das noch besser vorstellen können, nimmt er uns einfach mal auf einen Tauchgang mit. Theoretisch natürlich, denn wir können gerade mal ne gute Minute die Luft anhalten. ÜBER Wasser. Aber länger Luft anhalten kann man lernen, sagt Daniel und gibt uns gleich mal ein paar Übungen mit: Zum Beispiel abends im Bett zwei bis drei Minuten entspannen, ohne auf die Atmung zu achten. Dann zwei-, dreimal ein bisschen tiefer einatmen, Luft holen und dann entspannt die Luft anhalten, solange man kann. Pro Abend drei Durchgänge - und jeweils bei Durchgang zwei und drei versuchen, fünf bis zehn Sekunden länger die Luft anzuhalten. "So mancher ist überrascht, was man da schon nach wenigen Tagen schaffen kann", sagt Daniel. Wir haben es noch nicht ausprobiert, aber Daniel muss es wissen. Denn in seiner Tauchschule bringt er auch anderen das (länger) Tauchen bei. Mittlerweile, sagt er, sei Apnoe-Tauchen fast schon zu einem Trendsport geworden. Früher kannte man sich in Berlin untereinander, heute seien hier dann doch schon mehrere hundert ohne Sauerstoffflaschen unter Wasser unterwegs. Um mit wenig Equipment die Ruhe der Natur zu genießen. https://www.freediving-center-germany.de/team/daniel-weisshoff/ https://www.youtube.com/watch?v=92g5qO_JWS4 https://unterwasserwelt.de/222-mal-auf-20-meter-tiefe-getaucht-rhr-weltrekord-im-freedive-everesting-von-daniel-weisshoff-im-d4l/
Folge 57: Faszination Ganzjahresfreibad
Mar 6 2024
Folge 57: Faszination Ganzjahresfreibad
Die Chlorsängerinnen sind auf Betriebsausflug! Wir fahren nach Hamburg. Denn dort gibt es Ganzjahresfreibäder. Also Schwimmbäder, in denen man das ganze Jahr über drinnen UND draußen schwimmen kann! Begeistert machen wir uns an einem Samstag im Februar - Außentemperatur 7 Grad - morgens um 6:30 Uhr auf den Weg. Als erstes nach Rahlstedt, in Hamburgs jüngstest Ganzjahresbad. Das Hallenbad mit seinem 25-Meter-Becken gibt es schon viele Jahre. Seit 2021 hat es auch ein Außenbecken, ebenfalls 25 Meter lang und mit einer Wassertemperatur von 28 Grad einfach nur herrlich an diesem Morgen! Wir teilen uns das Becken mit nur einem anderen Schwimmer und sind regelrecht geflasht, als wir aus dem Wasser steigen. Allerdings: Nicht alle sind begeistert: Um das Ganzjahresfreibad möglich zu machen, wurde an anderer Stelle ein Sommerbad geschlossen, das Grundstück verkauft. Da das Bad in Rahlstedt weit weniger Außenfläche hat, ist es im Sommer hier ganz schön eng, hören wir. Das gefällt nicht jedem. Wir fahren weiter, nach Eppendorf, ins Holthusen-Bad. 1914 eröffnet ist es eines der ältesten Bäder der Hansestadt. Und scheinbar das Lieblingsbad vieler Hamburger Familien! Mit Therme und Wellenbad, in das auch wir uns erstmal stürzen - herrlich! Draußen dann - wie in Rahlstedt mit einer Schleuse verbunden - ein dampfendes 25-Meter-Becken, Wassertemperatur 25 Grad. Kostet uns null Überwindung - und die überaus freundliche Schwimmmeisterin macht sogar schnell noch ein paar Beweisfotos von uns. Nach dem Schwimmen treffen wir uns mit Karin Hopert, sie ist Leiterin der strategischen Angebotsentwicklung im Hamburger Bäderland und sichtlich stolz auf das Hamburger Bäderangebot - den deutlich höheren Preis als in Berlin findet sie durchaus gerechtfertigt. 7,50 Euro für die Einzelkarte, die in manchen Bädern nur für anderthalb Stunden gilt - ein Besuch im Kino koste mehr, findet sie. Außerdem gäbe es viele Ermäßigungsangebote. Es gibt auch Überlegungen, die großen Außenanlagen der Hamburger Sommerbäder ganzjährig zu nutzen - das wurde bislang allerdings als zu riskant bewertet, so Karin Hopert. Die großen Becken seien im Winter nicht nutzbar, das Wasser müsse aber drinbleiben, damit es nicht zu Frostschäden kommt. Und da könnte dann jemand reinfallen, das sei zu gefährlich. Und Zäune keine Option. Unsere Beobachtung, dass man in Hamburg seine Schuhe nicht vor der Umkleide ausziehen muss, nimmt sie mit Verwunderung zur Kenntnis. Das Berliner Modell - Schuhe aus! - sei in Hamburg nicht vorstellbar. Sichtbar stolz ist sie aber auf die längeren Öffnungszeiten - mitunter sogar bis 24 Uhr! Und auch im Sommer haben manche Bäder deutlich länger als bis 20 Uhr geöffnet. Wir freuen uns sehr, dass sie sich für uns an einem Samstag Zeit genommen hat - und ziehen weiter in die Schwimmoper. Dort gibt es zwar kein Außenbecken mehr - aber die frisch sanierte Alsterschwimmhalle ist ein Wunderwerk der Superlative! Sechs Schwimmbecken, darunter ein 50x25-Meter-Becken, ein 25-Meter-Becken, ein Sprungturm mit 3 und 5 Metern, ein Entspannungsbecken, von dem man aus einen Rundumblick in die Halle hat, eine Saunalandschaft und vieles mehr. Nachdem wir auch dort unser Bahnen gezogen haben, sind wir erschöpft - aber glücklich! Unser Fazit: Ganzjahreschwimmbäder sind großartig - die wollen wir auch in Berlin! Föhne sind in Hamburg umsonst - das ist super. Und noch eins fanden wir richtig gut: In Hamburg kann man auf der Webseite des Bäderlands nachschauen, welche Bahnen belegt und welche frei sind. Das ist ein toller Service, weil man dann weiß, wieviel Platz für die Öffentlichkeit zur Verfügung steht. In Berlin heißt es immer nur „eingeschränkte Wasserfläche“. Und keiner weiß, was das genau bedeutet. https://www.baederland.de/ https://www.baederland.de/baeder/ganzjahresfreibaeder/ https://www.baederland.de/baeder/standorte/familienbad-rahlstedt/ https://www.baederland.de/baeder/standorte/holthusenbad/ https://www.baederland.de/baeder/standorte/alsterschwimmhalle/
Folge 56: Träumerei aus dem Prinzenbad
Feb 28 2024
Folge 56: Träumerei aus dem Prinzenbad
Marina Sylla, Manuel Heck und die anderen von Pool Potentials haben eine Vision: Sie wollen die Berliner Sommerbäder das ganze Jahr über nutzbar machen! Entstanden ist die Idee während ihre Architekturstudiums. Denn rund zwei Drittel des Jahres sind die Flächen der Sommerbäder ungenutzt - also rund 500.000 Quadratmeter, die man doch eigentlich auch anders nutzen könnte: Für Spaziergänge, Werkstätten, Theateraufführungen oder Märkte - und vielleicht sogar auch zum Schwimmen im Frühjahr, Herbst oder Winter! Und das möglichst gemeinwohlorientiert. Eine von uns ist sofort elektrisiert, die andere bleibt skeptisch: Und dann zertrampeln die den ganzen Rasen, der im Sommer ohnehin schon ganz schön leiden muss? Aber natürlich haben Marina und Manuel auch dafür schon Ideen. Und die haben sie sich nicht allein ausgedacht, sondern Umfragen unter Menschen gemacht, die die Schwimmbäder im Sommer besuchen. Und festgestellt: Mit dem Berliner Prinzenbad könnte man doch schon mal anfangen, konkret zu werden! Denn in Kreuzberg ist der Bedarf an Freiflächen besonders hoch - einfach weil es hier nicht viele gibt. Und weil hier sehr viele Menschen auf engem Raum zusammenwohnen. Also wurde die Nachbarschaft rund um das Prinzenbad zusammengetrommelt und gemeinsam in einer Projektwerkstatt ganz konkrete Vorschläge erarbeitet. Die Umsetzung ist jedoch nicht einfach, auch wenn das Interesse des Bezirks, des Senats und auch der Bäderbetriebe durchaus da ist. Trotzdem: Es gilt viele Fragen zu klären: Wie kann man die Ideen finanzieren? Wie sorgt man für Sicherheit, dass keiner ins mit Wasser befüllte Becken fällt? Denn das muss im Winter drin bleiben, damit die Rohre nicht zufrieren, ist aber nach jetzigem Stand zum Schwimmen nicht geeignet. Trotzdem wollen Marina und Manuel nicht so schnell aufgeben. Eine erste Maßnahme ist für Ende 2024 bereits geplant. Was genau - das wollen sie noch nicht verraten. Aber wir schauen es uns dann an - versprochen! https://poolpotentials.de/
Folge 55: Alles schwimmt auf ihr Kommando
Feb 21 2024
Folge 55: Alles schwimmt auf ihr Kommando
Sie kam eigentlich eher durch Zufall zu ihrem Job: In Spandau zog Annika Gellert mit ihrer kleinen Familie zufällig in das Haus neben den Leiter des Schwimmbads im Sport Centrum Siemensstadt. Und der kriegte schnell mit, dass sie aus dem Leistungssport kommt. Also fragte er sie mal eben über den Gartenzaun, ob sie nicht Lust hätte Schwimmkurse zu geben. Und das hat ihr von Anfang an totalen Spaß gemacht. Dabei hatte Annika nach dem Ende ihrer aktiven Zeit jahrelang einen großen Bogen um jedes Schwimmbecken gemacht. Erst während der Schwangerschaft mit ihrer Tochter entdeckte sie die Bewegung im Wasser neu. Mittlerweile ist sie die Leiterin der Schwimmschule mit insgesamt 26 Trainern und Trainerinnen. Die Schule ist Teil des Berliner Sport Centrums Siemensstadt, an die praktischerweise auch der Verein SC Siemensstadt angegliedert ist. Sollte sich also schon während der ersten Schwimmkurse herausstellen, dass da ein kleiner Welbrock oder eine kleine Köhler heranwächst, kann es danach gleich im Verein weitergehen. Die gute Nachricht: Es gibt praktisch keine Wartezeit in der Schwimmschule von Annika Gellert. Allerdings kosten die Kurse auch etwa doppelt so viel wie bei den Berliner Bäderbetrieben oder in einem Verein - dafür wird hier pro Kurs ein Vierteljahr lang zweimal die Woche geübt. Schwimmen lernen können im SCS nicht nur Kleinkinder, sondern auch Erwachsene, Anfänger und Fortgeschrittene. Da war dann auch mal ein 83jähriger dabei, der sich auf Drängen seiner Kinder entschlossen hatte, doch noch schwimmen zu lernen, erzählt Annika. Und nach einem halben Jahr konnte er tatsächlich die Seepferdchenprüfung ablegen! Oft sind es aber auch Zugewanderte, die nie Schwimmunterricht hatten, die zu ihr kommen. Oder Menschen, die sich in der Schule durchgemogelt haben und jetzt doch richtig schwimmen können wollen - mit ihren Kindern zum Beispiel. Trotzdem haben gerade Erwachsene im Wasser erstmal sehr große Angst. Anke Gellerts Rezept: Ganz viel reden! Damit sie irgendwann Vertrauen fassen. Und: Alle Trainer gehen mit ins Wasser. Und sind somit sofort greifbar. Auch Menschen mit Beeinträchtigungen sind hier willkommen, das Programm nennt sich SchwaP. Die Idee entstand, weil Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen oft eine andere, intensivere Betreuung brauchen. Die SchwaP-Trainerin hat deshalb eine zusätzlichen Rehaschein und Erfahrungen mit Menschen mit Behinderungen. Es gibt zudem einen Lifter, einen Nass-Rollstuhl und Umkleiden extra für Rollstuhlfahrer:innen. SchwaP ist in dem Sinne kein Kurs, sondern bei SchwaP wird man Mitglied. Kinder sind hier genauso zu finden wie Menschen über 60. Allerdings: Für SchwaP gibt es lange Wartezeiten. Denn Trainer in diesem Bereich sind rar. Doch auch die anderen Schwimmtrainer sind heiß umworben. Bei Annika Gellert sind allerdings viele Trainer aktiv, die selber hier schwimmen gelernt haben. Annika Gellert setzt weiter auf dieses Konzept - und bietet Schwimmschüler:innen Unterstützung dabei an, selber mal Trainer:innen zu werden. Im Sommer macht die Schwimmschule regelmäßig Camps, in denen Kinder ab Seepferdchen-Niveau den ganzen Tag schwimmen können. Viele gehen danach mit dem nächsten Schwimmabzeichen nach Hause. Ab Mai lohnt es sich für alle Interessierte, mal auf die Webseite zu schauen! https://www.scs-berlin.de/uber-uns/team/schwimmbad/ https://www.schwimmen-berlin.de/schwap/
Folge 54: Pommes mit Respekt
Feb 17 2024
Folge 54: Pommes mit Respekt
Heute sind wir an einem Ort, wo man Kalorien abbauen kann - wenn man schwimmen geht - oder sich welche zuführen: Im Restaurant „Seepferdchen“, dem Bistro im Berliner Kombibad Seestraße. Zu Gast bei uns ist der Chef, Ersan Gümüsboga, der das Bistro nicht nur jetzt im Winter betreibt, sondern auch im Sommer die zahllosen hungrigen Badegäste mit Pommes, Cola und anderen Snacks versorgt. Seit 20 Jahren macht Ersan das jetzt schon - und das offenbar immer noch gern. Schließlich könne er hier in Badelatschen zur Arbeit gehen, scherzt er, und im Gegensatz zu seinem früheren Job in einem Moabiter Zeitungsladen muss der gelernte Schweißer und Schlosser auch nicht so früh aufstehen. Ohne Frage trotzdem ein hartes Geschäft, dem er da nachgeht, auch wenn Ersan einen sehr entspannten Eindruck macht. Im Winter läuft das Ganze recht gut, erzählt er, von 11 bis 20 Uhr (am Wochenende 10-17 Uhr) sind mehr oder weniger immer Gäste da, die sich nach oder vor dem Schwimmen nochmal stärken wollen. Und: In den Wintermonaten kann man den Laden am Wochenende abends auch mieten - für ein Geburtstags-, Weihnachts- oder Hochzeitsfest oder was immer man zu feiern hat, 90 bis 100 Gäste haben hier locker Platz. Und das Ambiente ist besonders für Schwimmliebhaber:innen großartig: Die Längswand des Bistros ist aus Glas, während unseres Gesprächs schauen wir auf die Nichtschwimmer, direkt dahinter das 50-Meter-Becken, so sind wir fast mittendrin in der Schwimmhalle. Für uns jedenfalls eine herrliche Aussicht! Der Winter ist für Ersan Erholung. Im Sommer dagegen kommen bis zu 12.000 Menschen an einem Tag ins Freibad Seestraße - und fast alle sind hungrig. Da hilft nur: ruhig bleiben, sagt der Chef und schmunzelt. Natürlich sei das stressig und laut, und manchmal gehe es auch etwas rabiat zu, vor allem, wenn die Leute in der Hitze mal länger warten müssen - aber dass im Freibad ständig Randale sei, wie es im letzten Sommer mal wieder hieß, kann er nicht bestätigen. Dabei liegt das Schwimmbad mitten im Wedding und ähnlich wie in Neukölln sind auch hier sehr viele Jugendliche zu Gast, bei denen das Testosteron immer mal wieder in die Höhe schießt. Und doch liest man praktisch nie von Auseinandersetzungen im Schwimmbad an der Seestraße. Ob das auch an Ersan liegt, der seine Pappenheimer genau kennt und weiß, wie er mit ihnen umgehen muss - das würde der türkeistämmige Bistro-Chef so nie behaupten. Er weiß einfach, dass besonders muslimische Jungs ihm mit großem Respekt begegnen - weil er selber Muslim ist. Ersan-Abi eben. Und er kann auch nicht bestätigen, dass es in den letzten Jahren schlimmer geworden sei, die Jugendlichen schlechter erzogen oder brutaler. „Starke Affen“, wie Ersan sie nennt, habe es früher genauso gegeben wie heute. Mit 18, 19 kämen sie dann langsam zu Vernunft. Daran habe sich nach seiner Erfahrung nichts geändert. Und vieles werde einfach völlig überzogen dargestellt - und meist gar nicht so wild. Ersan hat viele Menschen im Schwimmbad aufwachsen sehen und freut sich über jeden, der auch als Erwachsener noch kommt. „Das ist eine Gemeinschaft, man kennt sich einfach. Fast wie eine Familie.“ Selber schwimmen geht er allerdings selten - leider, wie er sagt. Aber auch da bleibt er entspannt. https://www.spacebase.com/de/venue/restaurant-seepferdchen-berlin-restaurant-seepferdchen/ https://www.berlinerbaeder.de/baeder/detail/kombibad-seestrasse-hallenbad/ https://www.berlinerbaeder.de/baeder/detail/kombibad-seestrasse-sommerbad/
Folge 53: Der Marathonschwimmer
Feb 7 2024
Folge 53: Der Marathonschwimmer
Fünf der Ocean´s Seven hat er bereits geschafft - als Extremschwimmer würde sich Matthias Kaßner trotzdem nicht bezeichnen. Er mag es lieber, Marathonschwimmer genannt zu werden. In der Küche seiner Neuköllner Wohnung hängen zahlreiche Urkunden seiner Erfolge: Die Straße von Gibraltar war die erste Meerenge, die er überwunden hat und danach folgten viele weitere Abenteuer. Angefangen hat alles, als er vor Jahren beim Berliner Müggelseeschwimmen das Freiwasser für sich entdeckt hat. Vor allem längere Strecken haben es ihm angetan. Die 16 Kilometer lange Straße von Gibraltar war 2010 sein erstes Soloschwimmen - und das erste durch´s offene Meer. Danach konnte Kaßner nicht mehr aufhören. Oft war seine Frau Ina im Beiboot dabei - allerdings hat Matthias schon manchmal ein schlechtes Gewissen, was er ihr so alles zugemutet hat. Denn so hat sie immer hautnah mitbekommen, wenn es ihm nicht gut ging. Zum Beispiel im 33 Kilometer langen North Chanel zwischen Irland und Schottland, bei 13 Grad Wassertemperatur und 10 Grad Lufttemperatur nur in Badehose. Am Ende war er so erschöpft, dass er an der felsigen Küste nicht an Land kam und sich diverse Schrammen zuzog. Der Kapitän hat ihn dann ins Boot geholt, das Schwimmen war überstanden - aber die Geschichte noch nicht zuende: Denn plötzlich, Stunden später, hustet Matthias Blut. Im Krankenhaus heißt es dann, er habe sich eine Lungenentzündung zugezogen. Eine Behandlung mit Antibiotika schlägt glücklicherweise gleich an. Solche Erfahrungen sind extrem, auch für die Angehörigen - aber trotzdem würde Matthias nie darauf verzichten wollen. Er liebt es, im Freiwasser zu schwimmen, Trainingscamps zu absolvieren, Menschen auf der ganzen Welt kennenzulernen und so neue Freunde zu gewinnen. Und auch die Naturerlebnisse sind für ihn immer wieder atemberaubend. Oder einfach die Aussicht - wie bei seinem Schwimmen rund um Manhattan. Was ganz Besonderes war die 30 Kilometer lange Tsugaru Strait in Japan für ihn. Das erste Schwimmen der Ocean´s Seven, was er nicht auf Anhieb geschafft hat. 7000 Euro kostete allein der Wettkampf, ohne Anreise und Übernachtung - deshalb wollte Matthias es trotz Bronchitis unbedingt schaffen. Aber das Meer ist tückisch an dieser Stelle, es gibt nicht nur Haie, sondern eine sehr starke Strömung, die die Schwimmer einfach wegdrücken kann. Schon in der ersten Stunde war klar - er wird es nicht schaffen. Ein Jahr später hat er es noch einmal versucht - und war erfolgreich. Darauf ist er heute besonders stolz. Ob er die beiden letzten Schwimmen der Ocean´s Seven noch machen wird, weiß er noch nicht. Während der Corona-Zeit ging das sowieso nicht - also hat er sich ein heimisches Solo-Schwimmen ausgedacht: 30 Kilometer rund um die Berliner Müggelberge. Das war ihm ein besonderes Vergnügen - und das nicht nur, weil es auch ein bisschen verboten war. Sechs Tage die Woche trainiert Matthias Kaßner, um fit zu bleiben, insgesamt meist zwischen 25 und 35 Kilometer. Immer nach seiner Arbeit als Ingenieur. Und das Marathonschwimmen allein reicht dem 56jährigen Berliner längst nicht mehr: Weil er bei jedem Wetter im Freiwasser schwimmen wollte, hat er seit einigen Jahren auch das Eisschwimmen für sich entdeckt. Und in dieser Disziplin sogar an zwei Weltmeisterschaften teilgenommen. Sein Trick? Ruhig atmen! Und sich vom Zittern danach nicht beunruhigen lassen. Denn wenn der Körper zittert, wärmt er sich wieder auf. Eins aber gibt Matthias Kaßner unumwunden zu - wenn er eine Meerenge durchquert, ist das Schwimmen nicht nur reines Vergnügen für ihn. Besonders, wenn der Magen rebelliert. Und auch Panikgefühle sind ihm nicht unbekannt. Aber das Glücksgefühl danach möchte er nicht missen: „Es ist einfach meine Leidenschaft!“ https://www.openwaterpedia.com/wiki/Matthias_Ka%C3%9Fner https://longswims.com/p/matthias-kassner/ https://www.deutschlandfunkkultur.de/eisbaden-vom-warmduscher-zum-winterschwimmer-100.html https://www.schwimmkalender.de/sk_documents/Interview_Kassner.pdf
Folge 52: Aller Anfang ist - zauberhaft!
Jan 31 2024
Folge 52: Aller Anfang ist - zauberhaft!
Diesmal sind wir zu Gast bei Tini in der Schwimmhalle an der Finckensteinallee - eigentlich ein Meer, wie Ute immer sagt, denn das Schwimmbecken ist 50x25 Meter groß. Heute sind zwanzig 25-Meter-Bahnen abgeleint, zahlreiche Vereine sind mit ihren Schützlingen in der Halle um zu trainieren - auch die ganz Kleinen. Fünf angehende kleine Seepferdchen ziehen auf der letzten Bahn ihre Kreise: Auf dem Rücken schwimmend, mit Flossen an den Füßen und Schwimmkissen um den Bauch - und vor allem mit strahlenden Gesichtern! Sie machen bei der Schwimmgemeinschaft Steglitz Berlin e.V. ihre ersten Erfahrungen im Wasser - und eben hier ist Martina Lorenczat - von allen nur Tini genannt - zuständig für die Schwimmausbildung. Das Besondere an diesem Verein: Je nachdem, wo die Kleinen ihr Seepferchen machen, können sie zuerst Brust oder Rücken lernen. In flachen Gewässern starten sie mit Brust, in tieferem Wasser, wie hier an der Finckensteinallee, wird als erstes das Schwimmen auf dem Rücken gelehrt. Der Vorteil: Besonders die Beinbewegung kennen die Kinder bereits vom Krabbeln und Laufen. Sie üben gleich die richtige Wasserlage und: Sie müssen nicht sofort mit dem Gesicht ins Wasser. Das kostet nämlich doch noch Überwindung! Außerdem ist es vom Rückenschwimmen zum Kraulen nur ein kleiner Schritt. Allerdings - es dauert etwas länger, bis sich die Kinder so sicher fühlen, dass sie sich über Wasser halten können. Beim Brustschwimmen dagegen geht das relativ schnell. Viele Eltern finden es deshalb besser, wenn ihr Kind zuerst Brustschwimmen lernt, erzählt Tini. Eine sehr deutsche Eigenart - denn besonders in angelsächsischen Ländern legt man schon seit Jahrzehnten Wert darauf, dass Kinder gleich Rücken- und Kraulschwimmen lernen. Und auch Leistungsschwimmerin Franziska van Almsick hält das für die bessere Variante. So oder so - mit einem guten Vierteljahr muss man rechnen, bis die Kleinen so sicher sind, dass sie ihre Seepferchenprüfung ablegen können: 25 Meter schwimmen, vom Beckenrand springen und einen Gegenstand aus schulterhohem Wasser rausholen. Und auch dann sind sie noch keine sicheren Schwimmer! Man sollte sie also im Pool oder im Meer auch danach nicht aus den Augen lassen! Und - wer sein Kind zum Seepferdchen-Kurs anmelden will, muss mit einer sehr langen Wartezeit rechnen. Beim SG Steglitz dauert die rund ein Jahr, woanders ist es nicht besser. Gerade die Kurse der Berliner Bäderbetriebe sind oft schneller ausgebucht, als man gucken kann. Tini bedauert das sehr. Wenn es nach ihr ginge, sollten alle so schnell und gut wie möglich schwimmen lernen. Sie selber konnte es schon mit anderthalb und das Becken hat sie nach Leistungsschwimmerin- und Wasserball-Karriere bis heute nicht losgelassen. Grund für die langen Wartezeiten sind ihrer Erfahrung nach aber nicht nur die knappen Wasserzeiten in den Schwimmbädern - es fehlt überall an (ehrenamtlichen) Trainer-innen. Denn dafür braucht man nicht nur Rettungsschwimmer- und Trainerschein, sondern auch Lust - und Zeit! Und einen Platz in einem Ausbildungskurs - denn auch die sind rar gesät. Ein Dilemma, finden wir. Deshalb - vielleicht habt ihr ja Lust, euch in dieses Abenteuer zu stürzen? https://www.dlrg.de/mitmachen/schwimmausbilder-werden/ausbilder-schwimmen/ https://sportbunt.de/fuer-gefluechtete/ausbildung-zumr-schwimm-trainerin-fuer-schulkinder/ https://www.dsv.de/schwimmen/bildung/ https://www.berliner-schwimm-verband.de/seminare/ https://www.sg-steglitz.de/